Dienstag, 15. November 2011

Träumen und planen

Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt: Wo befinde ich mich beim Schreiben?
Bin ich in meinem Kopf, im Computer, auf der Tastatur oder irgendwo dazwischen?
Ich habe festgestellt, dass ich mich auf zwei Ebenen bewege: Einer unterbewussten, künstlerischen, auf der nur die reine Kreativität zählt und einer analytischen, auf der das kritische Bewusstsein sofort zu zensieren beginnt. Und wenn es nur Tippfehler sind. Diese bewusste Ebene stört und verlangsamt den Arbeitsprozess. Leider ist es unmöglich, sie vollkommen auszuschalten.
Im besten Fall kann man den inneren Zensor trüb machen, aber ganz unsichtbar oder unhörbar wird er nie.
Im Unterbewussten befindet sich ein endloser Strom an Bildern, Gefühlen und Schmerzen, der in Worte übersetzt werden will. Ich wünschte, ich könnte hier ein Geheimrezept verraten. Der Trick besteht wohl darin, die inneren Bilder so schnell wie möglich festzuhalten, sei es in der Stoffsammlung, in einem Brainstorming oder direkt beim Schreiben.
Erst, wenn man aus den Tiefen des Unbewussten geschöpft hat, darf man sich die Erlaubnis zur Bewertung geben. Es ist unmöglich gleichzeitig zu arbeiten und zu überarbeiten.
Man kann nicht gleichzeitig träumen und planen.
Vielleicht macht gerade dieser Umstand das kreative Schreiben so schwierig und so lohnenswert. Es ist eine Reise vom Äußeren ins Innere und zurück. Und wie in der mythischen Heldenreise ist der Weg gepflastert mit Dornen, besetzt mit Schwellenwächtern und führt hinab in die dunkle Nacht der Seele.
Nobody said it was easy, wie es bei Coldplay heißt.
Die Raubtiere lauern in den Tiefen und an der Oberfläche.

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